Kirchenrat Johannes HeinischAm 14. Oktober 2015 beging Kirchenrat Johannes Heinisch seinen 90. Geburtstag. Sein Leben, Dienst und Wirken ist eng mit der Gehörlosenseelsorge und mit „UNSERER GEMEINDE“ verbunden. Aber lassen wir den Jubilar selbst zu Wort kommen. Zum 50jährigen Jubiläum der Zeitschrift „UNSERE GEMEINDE“ schrieb Johannes Heinisch: „Nach einiger Zeit [in Kassel] bat mich Pfarrer Gallenkamp, sein Stellvertreter in der Schriftleitung von „Unsere Gemeinde“ zu werden. Ich sagte gerne zu. Dann kam der unerwartete Tod von Pfarrer Gallenkamp. So sah ich mich plötzlich in der Pflicht, die Aufgaben des Schriftleiters voll zu übernehmen. Ich hatte kaum Erfahrung, aber ich habe mich dann doch schnell eingearbeitet. Nun kamen arbeitsreiche Jahre auf mich zu. Neben der großen hörenden Gemeinde war ich Beauftragter für die Gehörlosenseelsorge in meiner Kirche und jetzt auch noch Schriftleiter von „Unsere Gemeinde“. Ohne das Verständnis meiner Familie und ohne die Hilfe meiner Frau hätte ich dies alles nie schaffen können.“

Es war 1963, als er die Schriftleitung übernahm. Vor allem seine Frau Marianne organisierte den Vertrieb, ordnete vieles neu und baute so manches von Grund auf neu auf – Viel Arbeit, aber auch immer viel Lob der Gehörlosen. Denn schon damals war es für Kirchenrat Heinisch wichtig, dass „UNSERE GEMEINDE“ eine Zeitschrift für Gehörlose sein soll – vor allem soll „UNSERE GEMEINDE“ eine Zeitschrift von Gehörlosen sein.
Nahe bei den Menschen sein und vor allem die Menschen in den Vordergrund stellen, die sonst verborgen sind – ein wichtiges Motto für den 1925 in Dorfchemnitz (Erzgebirge) geborenen Pfarrerssohn. Johannes Heinisch wuchs mit seinen vier Geschwistern auf, besuchte das Gymnasium in Chemnitz. Nach 1945 und einer kurzen Zeit in englischer Kriegsgefangenschaft begann er sein Theologiestudium in Marburg. 1948 wechselte er zum Studium in die USA und betreute im letzten viertel Jahr eine Wanderarbeitergemeinde am Oberlauf des Missouri. Nach seiner Rückkehr legte er sein 1. Theologisches Examen ab und heiratete. Seine Ehefrau Marianne war eine wichtige Stütze und Wegbegleiterin in einem wechselvollen gemeinsamen Leben. Ihr Tod vor drei Jahren war ein schmerzlicher Einschnitt.
1952 übernahm Johannes Heinisch seine erste Pfarrstelle in der hörenden Gemeinde Münchhausen (Kreis Marburg) und die Gehörlosengemeinde Marburg. Schon damals schwärmten die Gehörlosen von seinen „klaren und guten“ Gebärden, seiner Liebe und Hilfsbereitschaft für die Gehörlosen. Den Hörenden die Welt der Gehörlosen zu zeigen, sich gegenseitig kennenzulernen und zu achten und gemeinsam zu feiern, war ihm wichtig.
Im Jahre 1961 wurde Pfr. Heinisch zum Obmann der Gehörlosenpfarrer der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck ernannt und nachdem die Kassler Gehörlosen einen neuen Seelsorger suchten, wechselte er von Münchhausen nach Kassel-Oberzwehren. Hier arbeitete er zusammen mit Pfr. Horst Kiehne für die Gehörlosengemeinde Kassel. So mancher Gottesdienst, die Fahrten und Freizeiten, auch die gemeinsamen Gottesdienste mit seiner hörenden Gemeinde – Situationen die vielen älteren Gehörlosen noch in guter Erinnerung sind. Pfr. Heinisch, ein Pfarrer der klaren Worte (und Gebärden), ein Seelsorger, dem die Gehörlosen vertrauten, ein Beauftragter, der die Geschicke der Gehörlosenseelsorge gut führte.
Erst 1994, schon lange im Ruhestand, konnte er die Aufgaben des Beauftragten abgeben. 1996 konnte er auch die Tätigkeit als Gehörlosenseelsorger der Gemeinde Kassel in jüngere Hände übergeben.
Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil: Er wurde zum Kirchenrat ernannt, erhielt den Ehrenbrief des Landes Hessen und die Elisabeth-Medaille der Landeskirche. Doch die größte Ehre, so denke ich, ist immer noch die Wärme und Herzlichkeit, die Gehörlose bis heute Johannes Heinisch entgegenbringen.
Zum Schluss noch einmal der langjährige Schriftleiter „UNSERE GEMEINDE“. Zu seinem Abschied 1998 schrieb Kirchenrat Heinisch in UG: „Ich lege diesen letzten Teil meiner Arbeit für „Unsere Gemeinde“ jetzt in jüngere Hände. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Leserinnen und Lesern herzlich bedanken. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihren stetigen Einsatz, ihre Zuverlässigkeit und für die gute Zusammenarbeit. Den Leserinnen und Lesern danke ich für ihr Interesse, das sie unserer Zeitschrift entgegengebracht haben und entgegenbringen. Bitte, bleiben Sie „Unsere Gemeinde“ auch in Zukunft treu. Mit sehr herzlichen Grüßen an Sie alle! Ihr Johannes Heinisch“
Diesen Wünschen, auch heute noch aktuell, schließen wir uns an. Vor allem aber blicken wir dankbar zurück auf alles, was Johannes Heinisch für uns getan hat und wünschen dem Jubilar alles Gute, Begleitung und Gottes Segen.