Am 29.7.2016 ist Pfarrer i.R. Kirchenrat Johannes Heinisch im Alter von 90 Jahren gestorben. Viele Menschen sind zu seiner Beerdigung am 5.8. gekommen, um ihn auf Kirchenrat Heinischseinem letzten Weg zu begleiten: Vertreter seiner letzten hörenden Gemeinde genauso wie Gemeindeälteste, Gemeindevorstände der Gehörlosengemeinden und viele Gehörlose zeigten, wie beliebt Johannes Heinisch als Pfarrer in seinen Gemeinden war und auch weit über seine Pensionierung hinaus geblieben ist.
Als Pfr. Heinisch im Jahre 1955 die hörende Gemeinde Münchhausen (bei Marburg) übernahm, wurde ihm als Zusatzbeauftragung die Gehörlosenseelsorge für die Gemeinde Marburg übertragen. Ein Auftrag, den er gerne übernahm. Als er Theologie studierte ermöglichte ihm ein Stipendium (Geldunterstützung für Studium), in Amerika zu studieren. Er lernte eine neue Welt kennen – die fremde Sprache eröffnete ihm eine andere Kultur: aus fremden Menschen wurden Vertraute und Freunde. So war es auch mit den Gehörlosen: Über die (Gebärden-)Sprache bei den Menschen sein, mit ihnen leben, sie begleiten und für sie da sein.

1961 wurde er Beauftragter für die Gehörlosenseelsorge und vertrat somit die Landeskirche in der DAFEG. Ein Jahr später wechselte er die Pfarrstelle nach Kassel und übernahm die Gehörlosengemeinde Kassel.
Johannes Heinisch übernahm die Schriftleitung von „Unsere Gemeinde“ und organisierte den Vertrieb der Zeitschrift neu. Seine Ehefrau Marianne hat viele Aufgaben für die Zeitschrift mit übernommen – sie war für seine Arbeit eine wichtige Stütze und bei den Gehörlosen sicher genauso bekannt und beliebt wie Pfr. Heinisch selbst.
Im Jahr 1987 ist Johannes Heinisch in den Ruhestand gegangen. Für seine Leistungen ist er hoch geehrt worden: Die Landeskirche verlieh ihm den Titel Kirchenrat und das Land Hessen den Ehrenbrief des Landes.
Viel wichtiger war für ihn, dass die Arbeit für die Gehörlosengemeinde Kassel weiter ging; noch bis 1994 war er Pfarrer „für seine Gehörlosen“.
Vielen Menschen war er Vorbild. Was für ihn und sein Leben wichtig war, hat er eindrücklich gezeigt: Nichts kann uns von Gott trennen, gerade dort, wo wir Schlimmes erleben und erleiden, ist Gott an unserer Seite.
Viele Pfarrer haben von ihm gelernt. So war auch der Bischof der Landeskirche, Prof. Dr. Martin Hein, bei der Trauerfeier und berichtete in persönlichen Worten über seinen Mentor (Lehrer in der Pfarrerausbildung), der ihm die Freude am Beruf des Pfarrers gezeigt hat.
Viele der bei der Trauerfeier Anwesenden hätten noch ganz persönliche Worte über den Verstorbenen finden können: Dank, Lob, Anerkennung, Respekt. Doch vor allem gilt unser Mitgefühl den Trauernden – seiner Familie.
Johannes Heinisch selbst hat hier Worte des Trostes gefunden, die er vor drei Jahren zum Tod seiner geliebten Frau geschrieben hat:
"Wir leben wie Leute, die auf gepackten Koffern sitzen und sich für eine große Reise bereithalten. Wohin die Reise geht, kann unser Verstand nicht ergründen. Wir kennen nicht den Fahrplan, nicht Datum und Uhrzeit der Abfahrt. Die Fahrt beginnt, wenn der große Fahrdienstleiter das Signal auf Grün stellt. Dann fährt der Zug ab. Dann gibt es keine Verzögerung mehr. Der Zug geht ab und wir sitzen drin.
Wohin die Reise geht?
Unser Verstand kann das nicht begreifen, aber wir haben die vielen Erfahrungen, in denen wir ganz deutlich durch unser langes Leben hindurch die heilende Hand unseres himmlischen Vaters gespürt haben. So vertraue ich darauf, dass wir eine Heimat bei unserem Vater im Himmel haben. Dieses Vertrauen erfahre ich auf der letzten, beschwerlichen Strecke meiner Reise als starken, lebendigen Trost."
Sei fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. (Römer 12,12)